Unsere Skihütte


Wer von den alten Skifreunden erinnert sich nicht gern an die Anfänge des Skilaufs nach dem Kriege, Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre?

Skimaterial war kaum zu bekommen, wenn überhaupt, dann im Tauschhandel, wo z. B. ein Paar Skier oder Skischuhe gegen einen Fußball oder eine Leberwurst den Besitzer wechselten. Glücklich auch, der ein Paar ausgemusterte Wehrmachtsski ergatterte oder Beziehungen zu einem Schreiner hatte, der aus Eschenhölzern Skibretter schnitt, die dann unter heißem Wasserdampf in Mutters Wäschekessel zu ski-ähnlichen Gebilden zurecht gebogen wurde. Die Skier hatten keine Stahlkanten, die Bindungen bestanden zu­meist aus Lederriemen, eine starke Zugfeder um den Absatz herum galt schon als fortschrittlich; von irgendeiner Form der heutigen Sicherheitsbindungen keine Spur.

Deshalb war es am günstigsten, wenn bei ei­nem ordentlichen Sturz statt der Knochen die Bindung in die Brüche ging, was Gott sei Dank auch häufig genug passierte. Die ledernen Schnürskistiefel erlaubten eine gute Beweglichkeit zu Fuß, hielten auch die Füße leidlich trocken, verschafften dem Knöchel aber ansonsten nicht sehr viel Halt. Es war für viele ein kleines Wunder, dass diese herr­liche Skiepisode heile überstanden wurde.

Und wo wurde in Marsberg Skigelaufen? Es gab in Marsbergs Umgebung einige die­ser so genannten Idiotenhügel, wie die Skihänge damals von älteren kritischen Zeitgenossen genannt wurden. Die Marsberger aus dem östlichen Stadtteil trabten durch den Bit­stein nach „Sterns Wiese“ oder „Kuhlmanns Kamp“, die Marsberger aus dem westlichen Ortsteil und die Oberstädter kraxelten hinauf zur Wiemeke und zum Burghagen. Hin- und Rückmarsch (Autos gab es hier noch nicht) dauerte etwa je 1 Stunde, so dass zum eigentlichen Skifahren nicht viel Zeit übrig blieb, da am Skihang der Höhenunterschied zwischen unten und oben ja eigenfüßig bewältigt werden musste.

Ja, junge Freunde der Skizunft: ein Skinachmittag vor 50 Jahren war schon ein harter Stress, obgleich es ja dieses Wort damals noch gar nicht gab.
Doch langsam, wie auch im übrigen Lebensbereich, besserten sich die Zeiten für Skiläufer:

  • die Ski bekamen Stahlkanten
  • es entstanden Sicherheitsbindungen, zunächst nur vorn, später flog man auch hinten aus der Bindung heraus
  • mit einiger Verspätung kamen die Skibremsen hinzu
  • die Skischuhe bekamen eine starre Sohle und verschafften den Knöcheln festen halt
  • in Willingen wurden die ersten Lifte gebaut
  • und nach und nach gerieten die Marsberger Skihügel in Vergessenheit.

Das änderte sich schlagartig, nach der Gründung des Ski-Clubs Marsberg, als man 1981 beschloss, das Skifahren am Burghagen wieder aufleben zu lassen.

Zu diesem Zweck mussten zunächst die meisten Dornenbüsche des inzwischen fast völlig versteppten Hanges entfernt werden, was in mehreren Arbeitseinsätzen geschafft wurde. Dadurch entwickelte sich auf dem nunmehr vorzüglich zum Skifahren geeigneten Hang ein prächtiger Magerrasen, eine Tatsache, die sich wiederum für den Ski-Club einige Jahre später als Bumerang erweisen sollte.

1982 wurde zunächst ein transportabler Kleinskilift angeschafft, der aus einem Obenstehenden Antriebsmotor, einer Umlenkrolle unten und einem umlaufenden Seil bestand, in das man sich mittels einer Handklemme einklinkte. Auf diese Art und Weise, gewissermaßen an den Händen emporgezogen, wurden schwache Kinder-, zarte Damen- und abgeschlaffte Männerarme bei der Bergfahrt zunehmend länger. Im Klartext: der Lift erwies sich für das steile Gelände am Burghagen als zu anstrengend. Es musste für Abhilfe gesonnen werden. Im Herbst 1984 wurde nach mehreren Informationsfahrten durch das Sauerland die Firma Funk aus Oberstaufen im Allgäu mit der Planung und der Bauausführung einer Kleinschleppliftanlage beauftragt. Der wesentliche Unterschied zum ersten Lift besteht darin, dass die am Seil befestigten Bügel eine Bergfahrt wie beim Ankerlift ermöglichen.

Einige technische Daten:

  • Talstation
    • Antrieb durch einen 23 PS Dieselmotor
  • Bergstation
    • Umlenkstation mit Sicherheitseinrichtung wie Rücklaufsperre und Überfahrausschaltung
  • Gesamte Länge
    • 193 Meter, Steigung ca. 32,5%, Höhendifferenz 58 Meter
  • Beginn der Bautätigkeiten
    • Planierungsarbeiten am 3. Dezember 1984
  • Fertigstellung
    • Installierung des Liftes am 21. und 22. Dezember 1984.

Die Schwierigkeit bei der Installierung des Liftes bestand darin, das Gelände dem Seildurchhang anzupassen, dass heißt, das Seil muss vom Einstieg bis zum Ausstieg in Hüfthöhe über den Erdboden verlaufen. Diese schwierige Arbeit im steilen Gelände war ein Meisterstück von August Müller, Raupenfahrer bei der DSG. Die letzten Feinheiten wurden am Vormittag des Heiligen Abends geschoben, bis es dann gegen 11.00 Uhr hieß: Der Lift ist startklar.

Somit war die Aufstiegshilfe am Burghagen perfekt!

Einen Schönheitsfehler hatte das Skifahren am Burghagen jedoch: Für Kinder und insbesondere für Anfänger war das Skifahren im Neu- oder Tiefschneeschwer und gefährlich.
Es fehlte die Pistenraupe zur Präparierung des Skihanges. Auch dieses Problem wurde im folgenden Herbst 1985 durch den Kauf einer Pistenraupe gelöst.

Auch hierzu einige technische Daten:

  • Antrieb
    • 60 PS Benzinmotor
  • Walzenbreite
    • 2 * 1,30 Meter

Gleichzeitig wurde ein Loipenspurgerät von der Firma Sturmius Sprenger gebaut, um auch für die Langläufer die Möglichkeit zur Ausübung des Wintersports in gespurten Loipen zu bieten.

Durch diese Anschaffungen wurde der Bau einer Skihütte erforderlich, um einmal die teuren Gerätschaften unterzustellen, aber auch um der Liftbedienung und den Liftbenutzern eine Aufwärmmöglichkeit zu schaffen.

So wurde 1988 mit dem Bau der Skihütte begonnen. Im Kellergeschoß sind Raupe und Liftantrieb untergebracht. Ebenerdig liegen ein Aufenthaltsraum, Damen- und Herrentoilette sowie ein Erste-Hilfe-Raum. Alle bisherigen Bauarbeiten wurden bis auf das Ausschachten und den Einzug einer Fertigzwischendecke in Eigenleistung erstellt.

Nunmehr kommen wir auf den bereits vorab genannten Bumerang zurück. 1989 fand die Obrigkeit Gefallen an „unserem Skihang“ und erklärte das gesamte Gelände „Auf der Wiemeke“ kurzerhand als Naturschutzgebiet. Zunächst sollte die Abfahrt auf eine Breite von 70m eingeengt werden, ein Gebot, was im Laufe der Verhandlungen aufgegeben wurde. Um nun nicht gänzlich wie Napoleon von Waterloo abziehen zu müssen, erinnerte man sich bei der Obrigkeit an die Pistenraupe, deren Einsatz man dann prompt verbot. Bei der Begründung des Verbotes griff man auf Argumente zurück, die zwar für die Alpenregion zutreffen, bei versierten Fachleuten jedoch allenfalls ein Schmunzeln hervorrufen.

Da dem Ski-Club jedoch nicht zum Schmunzeln zu Mute ist, wurde Widerspruch gegen den Bescheid erhoben.